Schlafsack

Ungefähr ein Drittel der Zeit auf Fahrten und Lagern verbringt man im Schlafsack. Klar, dass die richtige Wahl des Schlafsacks da eine wichtige Rolle spielt. Ohne fachliche Beratung gibt es da schon mal das eine oder andere böse Erwachen. Vor dem Kauf solltest du dichüber das wichtigste Kriterium beim Schlafsackkauf im Klaren sein – die Jahreszeit, in der du den Schlafsack einsetzen willst. Ähnlich wie auch beim Rucksack, gibt es für jeden Schlafsack einen optimalen Einsatzbereich. Es gibt jedoch keinen Schlafsack, der alle Temperaturbereiche gleichmäßig abdeckt.

Auf jeden Fall empfiehlt es sich der Besuch eines Outdoor-Fachgeschäfts, wo man i.d.R. eine gute Beratung erhält und eine gewisse Auswahl hat. Um dir eine Vorstellung davon zu geben, was dich erwarten wird und worauf du achten solltest, gibt’s diese Seiten hier.

Die unterschiedlichen Schlafsacktypen

Einen groben Überblick über die unterschiedlichen Schlafsacktypen zeigt nachfolgende Tabelle.

Schlafsackbezeichnung Temperaturbereich Einsatzbereich
Sommer- und Hüttenschlafsäcke bis ca. 5°C wärmere Regionen, Übernachten auf Hütten
Allroundschlafsäcke bis ca. +/-0°C universeller Einsatz
Frühjahrs- und Herbstschlafsäcke bis ca. -10°C Der Schlafsack, der auch gewisse Reserven für kältere Pfingsttage z.B. auf Lagern bietet. Das geeignetste Modell für Pfadfinder.
Winter- bzw. Expeditionsschlafsäcke bis ca. -20°C für extreme Anforderungen

Hauptkriterium beim Schlafsackkauf

Das Hauptkriterium beim Schlafsackkauf stellt natürlich der verwendete Temperaturbereich dar. Hierbei werden Schlafsäcke in in vier Temperaturbereiche eingeteilt: Plusbereich (etwas zu warm), der Komfortbereich (man fühlt sich wohl), dem Extrembereich (Reinhold Meßner läßt grüßen) und Risikobereich (durchtrainierte Menschen überleben so eine Nacht ohne gesundheitliche Schäden).

Extremwerte spielen bei uns Pfadfindern keine Rolle, da es bei solchen Minusgraden nicht mehr um ein warmes Schlafklima, sondern ums pure Überleben geht. Orientieren sollte man/frau sich deshalb an der Komfort-Temperatur.

Ob eine Schlafsack-Temperatur als warm empfunden wird, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Wärmeabgabe des Menschen
    Nicht der Schlafsack erzeugt die Wärme, sondern der Mensch, der darin schläft. Die Wärmeabgabe eines Menschen ist aber nicht konstant. So erzeugt ein erschöpfter Mensch weniger Wärme als ein ausgeruhter Mensch.
  • Der Wind als Auskühlfaktor
    Um eine Aussage über den Einfluß des Windes machen zu können, wurde der sogenannte „WINDCHILL-Faktor“ eingeführt. Je stärker der Wind bläst, umso mehr Wärme wird vom Schlafsack an die Umgebung abgegeben. So kann ein Schlafsack bei 2°C im Zelt noch als angenehm warm empfunden, bei leichtem Wind außerhalb des Zeltes aber schon als unangenehm kalt eingestuft werden. Eine kleine Tabelle soll dies verdeutlichen (wichtig für die Einsatzzwecke der Pfadfinder ist der schwarze Temperaturbereich, der Komfortbereich).
Temperatur in °C bei Windstille 0 -5 -10 -15 -20
10 km/h -> Temperatur in °C -2 -7 -12 -17 -22
20 km/h -> Temperatur in °C -7 -13 -19 -25 -31
30 km/h -> Temperatur in °C -11 -17 -24 -31 -37

(schwarz: Komfortbereich; blau: Extrembereich; rot: Risikobereich)

  • Die Beschaffenheit des Bodens
    Durch das Gewicht des Körpers wird der Schlafsack zusammengedrückt – die Isolationswirkung geht verloren. Ist der Boden kälter als der Schlafsack (eigentlich immer der Fall), fließt ein Teil der Wärme vom Körper zum Boden hin ab (Konduktion/Ableitung). Deshalb gehört zu jedem Schlafsack auch eine isolierende Isomatte.
  • Die Schlafkleidung
    Wer im Schlafsack zuviel anzieht friert manchmal mehr. Durch die Kleidung wird die Körperwärme daran gehindert die Luft im Schlafsack aufzuwärmen. Die isolierende Luft in der Füllung des Schlafsacks wird nicht warm. Die Kleidung speichert außerdem den vom Körper abgegebenen Schweiß, wird feucht und entzieht dem Körper zusätzlich Wärme (Evaporation/Verdunstung). Wir empfehlen, die Socken, eine Schlafanzughose (oder Jogginghose) und ein T-Shirt im Schlafsack anzuziehen. Dies erleichtert einem auch so manches mal die Entscheidung, den Schlafsack in der Nacht zu verlassen oder lieber mit Gottes Hilfe und Blasenkrämpfen am nächsten Morgen aufzustehen.
  • Die richtige Schlafsackgröße
    Die Körpergröße hat ebenfalls einen unmittelbaren Einfluß auf das Kälteempfinden. Wird der Schlafsack nur zum Teil vom Schläfer ausgefüllt, entsteht speziell im Fußbereich viel Luftraum. Die abgegebene Körperwärme reicht dann nicht aus, um diesen Raum zu erwärmen. Die Folge sind kalte Füße. Es halt also keinen Sinn, den Schlafsack schon mal ein paar Nummern größer zu kaufen, um diesen vom Wölflingsalter bis zur Roverstufe verwenden zu können. Ist der Schlafsack zu klein geworden, können Sie diesen bei den jährlich stattfindenden Kluftenbörsen an andere Eltern verkaufen.

Die richtige Füllung

Daunen-Füllungen
Daunenfüllungen empfehlen sich, wenn kleines Packmaß und geringes Gewicht gefragt sind. Da die Daune feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften besitzt, herrscht im Schlafsack ein angenehm trockenes Klima. Bei der Daunenfüllung kommt es neben der Herkunft, dem Alter, der Tierart und dem Mischungsverhältnis auch auf die Bauschfähigkeit (Loft) an. Unter Loft versteht man die Fähigkeit, nach dem Zusammendrücken wieder aufzuquellen (Quellkraft). Dies wird durch Beimischung von sogenannten „Stützfedern“ realisiert.

Nachteil: Empfindlich gegen Feuchtigkeit/Nässe, anpruchsvoll in der Pflege

Mischungsverhältnis Verwendung
90:10 Bei relativ trockener Witterung oder wenn die Möglichkeit besteht den Schlafsack nach jeder Nacht ausreichend zu trocknen. Geringeres Gewicht.
80:20 Empfohlene Mischung. Schweiß wird nicht so leicht aufgenommen und die Quellkraft der Füllung stimmt auch. Der Schlafsack ist dabei immernoch wesentlich leichter als ein Kunstfaserschlafsack.

Kunstfaser-Füllungen
Kunstfasern sind weich, antibakteriell, antiallerigisch, wasserdampfdurchlässig, pflegeleicht und vor allem feuchtigkeitsunempfindlich. Kunstfasern wurden entwickelt, um die Nachteile der Daune auszugleichen. Sie speichern weit weniger Feuchtigkeit und sind leichter zu trocknen.

Ergebnis der Entwicklung ist eine Vielzahl von verschiedenen Fasern mit teils unaussprechlichen Bezeichnungen, die beim „Laien“ meist für Verwirrung sorgen. Oft genug werden diesen Fasern in der Werbung dann noch die fantastischsten Fähigkeiten angedichtet. Erschwerend kommt noch hinzu, dass bei Kunstfaser-Füllungen neben der eigentlichen Kunstfaser auch die Stepart eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Du solltest dich also beim Kauf eines Kunstfaser-Schlafsacks umfassend beraten lassen.

Nachteil: Höheres Gewicht im Vergleich zu Daunenschlafsäcken. Viele unterschiedliche Kaufkriterien.

Wir hoffen, dir einen kleinen Überblick über die verschiedenen Schlafsäcke verschafft zu haben. Den Gang ins Fachgeschäft kann und will dieser kleine Exkurs allerdings nicht ersetzen. Eine Liste mit geeigneten Fachgeschäften findest du unter der Rubrik „Links“.