Die Anfänge
Der Name Pfadfinder kommt aus dem Englischen von „Scout“ und meint wirklich, den Pfad finden. Die Scouts waren Ende des letzten Jahrhunderts eine Einheit, die nicht in den offenen Kampf eingesetzt wurden, sondern zum Auskundschaften von gegnerischen Lagern. Sie mussten sehr listig sein und sich in der Natur sehr gut auskennen.
Vom Militär zum Jugendkult
Einer der sich in der Natur sehr gut auskannte, war Robert Stephenson Smyth Baden Powell auch als B. P. bekannt. Dieser Mann, der sich schon als Knabe immer in der Natur herumgetrieben hatte, ging zum Militär. Er wurde in Indien eingesetzt und hatte dort noch mehr über die Natur, speziell über den Urwald gelernt. Er konnte sehr gut mit Menschen umgehen und so wurde er zum Chef der Scouts. B. P. hatte die Aufgabe, die Kundschafter auszubilden. Er teilte die Männer in Patrouillen zu etwa fünf Mann ein, die von einem besonders bewährten Mann angeführt wurden. Dieses System übernahm er auch später als er die Boy Scouts gründete. Die Patrouillen bekamen in der Ausführung der Aufgaben freie Hand und so entstanden Teams, die sich bei Gefahr bedingungslos aufeinander verlassen konnten. Baden Powell wurde dann nach Afrika versetzt, um einen Häuptling ausfindig zu machen. Er lernte wieder neue Dinge in der Natur hinzu, die er von den Eingeborenen erfuhr und bald war er schon besser als seine Lehrer. Ihm gelang es dann auch, den Häuptling gefangen zu nehmen, der später einer seiner größten Verehrer wurde.
Und er sah, dass es gut war
Danach schrieb B. P. sein erstes Buch „Aids for scouting“ auf deutsch „Hilfen zum Pfadfinden“, das für Soldaten gedacht war. Als er aber Jahre später nach England kam, stellte er fest, dass es ein Bestseller bei Jugendlichen geworden war. Da dieses Buch aber, wie gesagt, für Soldaten geschrieben war, entschloss er sich ein zweites Scouting-Buch zu schreiben, eines für Jugendliche. Es sollte „Scouting for Boys“ heißen. Aber seine Pflicht ließ ihm keine Zeit dafür, er hatte noch einige Aufgaben zu erfüllen. Als er dann endlich die benötigte Zeit hatte, wollte er, bevor er zur Feder griff, eigene Erfahrungen mit Jugendlichen machen. Er ging mit zwanzig Jugendlichen aller Gesellschaftsschichten auf eine Insel und veranstaltete das erste Pfadfinderlager. Hier wandte er das System an, das bis heute bekannt ist, wenn es auch nicht immer angewendet wird: der Trupp wurde in Patrouillen zu fünf Mann eingeteilt und jeder Trupp war selbstständig. Es wurden Patrouillenführer von B. P. ernannt, die die Verantwortung für das Verhalten der Leute übertragen bekamen. Die Jugendlichen bekamen sehr viel Freiraum, was für damalige Verhältnisse sehr unüblich war. Auf den Gehorsam wollte Baden Powell zwar nicht verzichten, es ging ihm aber darum, dass die Jugendlichen freiwillig folgten, ohne Zwang und ohne Strafe, nur durch die Überzeugungskraft seines guten Beispiels und seiner Überzeugungskraft.
In England war es eine Art Revolution, dass Söhne von Ministern und von einfache Arbeitern zusammen zelten gingen, aber viele ließen sich von der neuen Form der Jugenderziehung begeistern.
B. P. ließ sich von König Edward VII. pensionieren, um sich voll und ganz der neuen Aufgabe zu widmen. Er wurde mit fünfzig vom General zum Jugendführer. Seinen Plan, ein Scouting Buch für Jugendliche zu schreiben setzte er in Etappen um, er schrieb für eine neue Zeitschrift „The Scout“ Artikel. So entstand Kapitel für Kapitel das größte pädagogische Werk unseres Jahrhunderts.
Die ersten Pfadfindergruppen
Überall in England gründeten sich kleine Gruppen, um nach den Regeln, die sie aus der Zeitschrift hatten, zu leben und zu lernen. Im Jahr 1909 unternahm Baden Powell eine Urlaubsreise nach Chile, wo er zu seinem Erstaunen von Pfadfindern begrüßt wurde. Sie hatten sich die Zeitschrift „The Scout“ nach Chile schicken lassen. B. P. nahm ihnen ihr Versprechen ab. Von da an begann der Erfolgszug der Pfadfinder in der ganzen Welt. Im gleichen Jahr waren die ersten englischen Pfadfinder in Deutschland. Auch hier begeisterten sie viele Jugendliche, die sofort begannen, das Konzept in Deutschland umzusetzen.
Die Ritterlichkeit war für Baden Powell eine besonders wertvolle Charaktereigenschaft, deshalb ernannte er St. Georg, der Heiliger und Ritter war, zum Schutzpatron. Ebenfalls im Jahr 1909 hielt B. P. ein Pfadfindertreffen mit 11.000 Teilnehmern ab. Plötzlich war auch eine Schar von Mädchen da, die sagten: „We are Girl Scouts Mr. Baden Powell“. Er war begeistert und gründete sofort Pfadfinderinnen-Gruppen. Damals natürlich strickt getrennt von den Jungen.
Im Jahr 1912 heiratete B. P. seine um 30 Jahre jüngere Frau, die im Jahr 1916 die Führung der englischen Girl Guides übernahm. In diesem Jahr teilte Baden Powell die Jugendlichen erstmals in zwei Altersgruppen ein. Im Jahr 1919 entstand die dritte Altersgruppe: die Rover. In diesem Jahr bekamen die Pfadfinder von einem schottischen Landeadelmann den Gilwellpark bei London geschenkt. Dort fanden auch die Lehrgänge für Pfadfinderführer statt, die sogenannte „Woodbadge“- Ausbildung. 1920 veranstaltete B. P. das erste Jamboree in London mit 8.000 Pfadfindern aus 27 Ländern. Bei dieser Gelegenheit wurde Baden Powell zum ersten und einzigen „Chief Scout of the World“ (oberster Weltpfadfinderführer) ausgerufen. 1929 wurde Baden Powell zum Lord geadelt und hieß dann Lord Baden Powell of Gilwell. Gilwell war der Name des Parks bei London. Er reiste noch einige Jahre mit seiner Frau durch die Länder, um andere Pfadfinder zu treffen. Im Januar 1941 starb Baden Powell im Alter von 84 Jahren. Er hinterließ uns einen Abschiedsbrief.
(Quelle: Auszug aus dem Referat von Andreas Fischer)